Bündnis 90/DIE GRÜNEN - Ortsverband Hemmoor Lamstedt
Mittelstenahe, 13.11.2022

Rede anläßlich der Begehung des Volkstrauertages in der Gemeinde Mittelstenahe von Ralf Faber

Rede anläßlich der Begehung des Volkstrauertages in der Gemeinde Mittelstenahe von Ralf Faber:

"In meinem Leben habe ich bis jetzt nur 2 Uniformen getragen. 

Als junger Erwachsener war ich beim Malteser Hilfsdienst und vor kurzem habe ich die Schützenuniform der Schützen in Mittelstenahe getragen. Dazwischen lag ein Leben in Freiheit, welches andere für mich erkämpft und bis heute bewahrt haben.

Unter uns sind noch Menschen die vom 2. Weltkrieg als Soldat oder als Kind, Jugendlicher oder als "Zivilist" berichten können,

Unter uns sind Soldaten und Soldatinnen die unsere Wertvorstellungen von Freiheit auf der Welt im Rahmen einer Uno Mission verteidigen oder verteidigten manchmal über tausende von km entfernt.

Unter uns sind vielleicht auch Menschen die bei diesen Aufträgen einen Menschen verloren haben oder sich selbst fragen was hat diese Mission gebracht oder bringt sie im Namen der Freiheit.

Unter uns sind vielleicht auch Menschen die bei einem Terroranschlag jemanden verloren haben oder ihr Leben sich von heute auf morgen dadurch verändert hat. Auch Krieg wird exportiert.

Schon immer haben wir Menschen Schutz angeboten die unter schlimmen Lebensbedingungen leiden mussten.

Heute sind vielleicht auch Menschen hier die bei uns Schutz suchen aus unserer europäischen Nachbarschaft.

In ihrem Land wird um ihre und unsere Freiheit gekämpft, wir unterstützen sie und es ist für uns eine geschichtliche Gratwanderung.

Was für die Einen ein Kampf für die Freiheit ist, wird von den Anderen als Befreiung von irgendjemand oder irgendetwas benannt.

Die Einen ziehen freiwillig in den Krieg, die Anderen gezwungenermaßen. Der Schmerz über den Verlust eines Menschen,

der Schmerz über das Gesehene und Erlebte ist tief und hinterlässt Spuren in den Menschen und uns als Gesellschaft.

 Wir ringen um den richtigen Weg und die richtigen Entscheidungen für uns und für die direkt Betroffenen.

Was dabei richtig oder falsch war,  können wir erst hinterher vielleicht erkennen oder streiten um die Interpretation des Geschehenen, des Erlittenen.

Was uns eint, ist die Trauer um die Menschenleben, um den Schmerz von Vätern, Müttern, Partnern und Partnerinnen die uns genommen wurden, um die inneren Wunden der Beteiligten im Kampf um Menschlichkeit und Freiheit.

Heute versammeln wir uns in stillem Gedenken hier und fühlen mit allen Leidtragenden diesen Schmerz und bitten um Frieden und Freiheit auf der ganzen Welt.

Am Volkstrauertag gedenken wir aller Toten von Krieg und Gewaltherrschaft in Deutschland und weltweit.

Ich zitiere den Präsidenten des Volksbundes Wolfgang Schneiderhahn:

„Der Volksbund erinnert an die vergangenen und heutigen Kriege und schafft ein Bewusstsein dafür, dass wir uns für den Frieden einsetzen müssen. Ein jeder von uns an dem Platz, an dem es möglich ist. Den Weg zum Frieden kann man nirgendwo besser starten als auf einer Kriegsgräberstätte, weil uns dort sehr bewusst gemacht wird, was Krieg bedeutet.“