Bündnis 90/DIE GRÜNEN - Ortsverband Hemmoor Lamstedt
PM des OV der GRÜNEN Hemmoor Lamstedt, 14.01.2022

Pressemitteilung

Folgende Pressemitteilung wurde vom OV der GRÜNEN rausgegeben vor der Sitzung des Stadtrates Hemmoor am 20.01.2022, auf der über den Bau der Biogasanlage entschieden werden sollte:

 "Prinzipiell unterstützen wir GRÜNEN Biogasanlagen zur Erzeugung regenerativer Energie – aber die in Heeßel  geplante Biomethangasanlage ist aus unserer Sicht aus zahlreichen Gründen nicht überzeugend, erklärt die Samtgemeinderätin Ina Machnik. Sie führt hier zum einen die Dimension der Anlage an, die täglich 10.000 m³ Methangas erzeugen soll und zum anderen, dass die Mengen an Tretmist und Gülle in der Region gar nicht anfallen um diese Mengen an Energie zu gewinnen.

Das Stadtratsmitglied Tobias Söhl ergänzt, dass es Probleme mit den Reststoffen geben würde, insbesondere Hühnermist gilt als besonders kaliumreich und somit gewässerbelastend. Die entstehenden Abwasser könnten zu einer Versalzung der Oste führen.

Zusammenfassung der Gründe

  • Die geplante Anlage ist vollkommen überdimensioniert. Sie soll täglich 10.000 m³ Methangas erzeugen.
  • Um dies zu erreichen, soll sie jeden Tag mit 100 Tonnen Tretmist und Gülle von Rindern, Schweinen und Hühnern bestückt werden. Allerdings fällt dieser Mist in unserer Region gar nicht in den Mengen an, der benötigt würde um die angestrebten Mengen an Energie zu gewinnen und auch nicht in der Zusammensetzung, die der Betreiber Prokon  angibt.  Landwirtschaftlicher Schwerpunkt in unserer Region ist die Haltung von Milchvieh – Schweinemast, Rindermast und Hühnerhaltung gibt es hier nur in geringen Mengen.
  • Um die Anlage dennoch mit den 100 Tonnen Input zu versorgen, müsste Mist aus dem Umland viele Kilometer hertransportiert werden. Das jedoch ist klimapolitisch verheerend.
  • Eine Alternative wäre, dass hier in Zukunft mehr Hühner-, Schweine- und Rindermastbetriebe angesiedelt werden, damit sie die entsprechenden Mengen Mist in der Region erzeugt wird. Aber auch diese Entwicklung  erscheint nicht wünschenswert.
  • Aus den Substraten, die in die Anlage gegeben werden, lässt sich unterschiedlich viel Methangas,  also Energie, gewinnen. Hühnermist ist in dieser Hinsicht am ergiebigsten. Nur mit einem größeren Anteil Hühnermist als dem von Prokon angegebenen lässt sich überhaupt die ausgewiesene Menge von 10.000 m³ Methangas am Tag gewinnen. ABER: ausgerechnet Hühnermist ist besonders Nährstoff- bzw. kaliumreich – und damit besonders gewässerbelastend!
  • Hinsichtlich der Gewässerbelastung durch Phosphor hat Prokon versucht nachzubessern ABER: die viel größere Gefahr besteht in der Versalzung der Oste durch Kalium. Kalium lässt sich nicht in Kläranlagen herausfiltern. Mit der Einleitung von großen Mengen Kali in die Oste besteht die Gefahr einer Überdüngung, die den Fischbestand bedrohen würde.
  • Hochproblematisch ist im Übrigen auch, dass nach dem Gärprozess weitere Rückstände im Wasser verbleiben, die man nicht herausfiltern kann – unter anderem Schwermetalle und Arsen. Auch diese würden mit dem Abwasser in der Oste landen.
  • Dass die Biomethangasanlage außerdem in direkter Nachbarschaft zu einem Landschaftsschutzgebiet gebaut werden soll, ist nicht nachvollziehbar."

Anmerkung: Auf der Sitzung des Stadtrates Hemmoor am 20.01.2022 wurde die weitere Planung und der Bau der Biogasanlage abgelehnt.